Seit das Asylwesen in Graubünden dem Polizeiwesen untersteht, werden Flüchtlinge gettoisiert anstatt integriert.
Arbeitsgruppe Valzeina, Montag, 05. März 2007
Arbeitsgruppe Valzeina, 10. Dezember 2007
Zusammenfassung der Veranstaltungsreihe zum Thema Flüeli, geschrieben von der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Valzeina.
Im ersten Teil des zweiten Anlasses der Veranstaltungsreihe „miteinander statt gegeneinander“ hatte die Bevölkerung von Valzeina Gelegenheit an Fredy Nussbaum, Leiter der Sektion Unterbringung und Betreuung des APZ, und an den Heimleiter Ernst Wüst, Fragen zum Ausreise und Minimalzentrum „Flüeli“ zu stellen. Dies wurde intensiv benutzt und der gesetzte Zeitrahmen deutlich überschritten.
Konkret wurde dabei informiert, dass der genaue Zeitpunkt des Bezuges erst am Montag festgelegt würde, und im Laufe der kommenden Woche sein würde. Es werden in einer ersten „Tranche“ 10 – 15 abgewiesene Asylbewerber ins Flüeli ziehen, alles Einzelpersonen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Fragen zur weiteren Belegung des Asylheims konnte Fredy Nussbaum nicht beantworten, denn die Situation ändere sich ständig.
Dafür stellte sich bei Fragen zum konkreten Heimbetrieb heraus, dass verschiedene Zusagen des APZ der Valzeiner Bevölkerung gegenüber, nicht mehr zutreffen, obwohl ein Teil dieser Informationen noch am Gespräch mit Regierungsrat Martin Schmid vom 24.Okt. 2007 bestätigt worden waren. Bis anhin war immer zugesichert worden, dass eine rund um die Uhr Betreuung geleistet würde. Nun stellt sich aber heraus, dass das Zentrum am Wochenende unbetreut sein wird (nur ein Nachtwächter wird Samstag und Sonntag anwesend sein). Die Bewohner des Flüeli werden weder die Fr. 7.30 pro Tag erhalten, von denen bis anhin immer die Rede war, noch werden sie ein bis zweimal in der Woche nach Landquart oder Schiers gefahren zum Einkaufen (was wenigstens etwas Abwechslung gebracht hätte); stattdessen werden ihnen zwei Mal pro Woche Lebensmittel abgegeben. Wie sich z.B. ein Raucher seine Zigaretten finanziert, ist ihm überlassen. Der einzige Aufenthaltsraum im Gebäude wird als Büro für die Heimleitung genutzt. In der Küche ist auch kein Tisch vorhanden zum Essen. Den Bewohnern stehen also einzig und allein ihre Zimmer und die Gänge zur Verfügung. Pro Zimmer sei ein Kühlschrank vorhanden. Zimmerschlüssel werden aber keine abgegeben, auch ein abschliessbares Fach steht den Bewohnern keines zur Verfügung. Für die Fahrt ins Tal sind die Bewohner auf den öffentlichen Verkehr angewiesen, aber wie sie dies finanzieren, ist ihnen überlassen. Es werden gebrauchte Kleider und Schuhe zur Verfügung gestellt. Entgegen den bisherigen Versicherungen des APZ, dass die Heimbewohner z.B. für Waldarbeiten oder den Unterhalt von Wanderwegen in der Gemeinde beschäftigt werden könnten, heisst es nun, dass jegliche Arbeit verboten ist, auch wenn sie gemeinnützig und unbezahlt ist.
Auf Seiten der Bevölkerung war vor allem Wut spürbar gegen die ständig falschen Aussagen des APZ, nicht eingelöste Versprechen und die Ausweichtaktik. Echte (stossende) Informationen werden nur Tröpfchenweise preisgegeben, wenn man nicht mehr anders kann. Zuerst wusste das APZ nicht, was für ein Zentrum im Flüeli entstehen würde, bis dann doch das Wort
„Ausreisezentrum“ fiel. Das Haus wird rund um die Uhr betreut wurde zugesichert, bis nun zugegeben wurde, dass der Heimleiter am Wochenende nicht ersetzt wird. Die Erklärung für all dies: die Situation ändere sich ständig, das neue Asylgesetz, die Vorgaben des BFM. Nur nicht die eigentliche Politik, d.h. die Zermürbungstaktik, damit die Leute möglichst rasch verschwinden. In Landquart steht die Papierfabrik. Oberhalb auf dem Berg steht nun die Sans-Papiers-Fabrik.
Dazwischen hatten die anwesenden Hilfsorganisationen ein paar Minuten Zeit, ihre Arbeit und insbesondere was für Valzeina geplant ist, vorzustellen. Das Solidaritätsnetz Ostschweiz, Sektion Graubünden, möchte im kleineren Rahmen in Valzeina Kontaktpflege zu den Bewohnern organisieren. Die Bündner Beratungsstelle für Asyl Suchende wird ein Mal pro Monat zwei
Stunden Beratung in Valzeina anbieten, da für die Bewohner vom Flüeli eine Reise nach Chur kaum finanzierbar ist. Gustav Ott, als Präsident des Vereins Hilfe für Asylsuchende machte dann noch auf folgende, für ihn besonders stossende Regelung in der provisorischen Hausordnung aufmerksam: Die Bewohner des ARZ/MIZ sind verpflichten, sich täglich in der Unterkunft aufzuhalten und sich zu den angegeben Zeiten für die Anwesenheitskontrollen einzufinden. Urlaubsgesuche werden nicht
bewilligt und es sind keine Übernachtungen von Besuchern im ARZ/MIZ erlaubt. Unbewilligte Absenzen werden der Sektion Verfahren und Vollzug des APZ gemeldet. Jede unbewilligte Abwesenheit führt zum Ausschluss aus dem ARZ/MIZ. Das Recht, wieder im ARZ/MIZ zu wohnen muss auf eigenen Kosten bei der Sektion Verfahren und Vollzug des APZ in Chur beantragt werden. Jeglicher Aufenthalt ohne die erwähnte Bewilligung führt umgehend zu einer Strafanzeige. Allgemein ist es für ihn wichtig, dass die Bewohner wie Menschen behandelt werden.
Das Schlusswort zum ersten Teil hatte der Heimleiter. Auf die Frage wie die Bevölkerung von Valzeina ihn am besten unterstützen könne, wünschte er sich einen korrekten Umgang der Bevölkerung von Valzeina mit den Bewohnern des Asylheims.
Die Bevölkerung wünschte dann noch das umgebaute Flüeli besichtigen zu dürfen, wenn möglich noch vor dem Bezug. Fredy Nussbaum wird diese Bitte am Montag dem Amtsleiter Heinz Brand unterbreiten.
Im zweiten Teil des Anlasses, ohne die Anwesenheit von Fredy Nussbaum und Ernst Wüst, wurde die Begrüssung der Bewohner vom Flüeli besprochen. Am Montag wird die Bevölkerung von Valzeina beim Flüeli eine grosse Holztafel aufstellen, mit den Worten: Guten Tag / Grüezi in verschiedenen Sprachen.
Am kommenden Samstag wird eine kleine Gruppe von Valzeinern, den ersten Kontakt mit den Bewohnern des Flüeli suchen. Da das Heim am Wochenende grundsätzlich nicht betreut ist, wird dies dem Heimleiter noch mitgeteilt, damit er, wenn er es wünscht, anwesend sein kann.
Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Valzeina